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Bayern kann es auch alleine


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Rezension von

Adrian Witt

Bayern kann es auch alleine Seit den 1960er Jahren war er das journalistische Sprachrohr von Franz Josef Strauß (CSU), der immer wieder versuchte, den besonderen Stellenwert und die Bedeutung des Freistaates Bayern in Deutschland und Europa hervorzuheben. Nun hat Wilfried Scharnagl (CSU) selbst im vergangenen Jahr 2012, wohl um die heute noch aktuelle Debatte um den Länderfinanzierungsausgleich zu fokussieren, den Bayern und Hessen gemeinsam vor dem Verfassungsgericht zu Fall bringen wollen, ein Buch geschrieben. In diesem plädiert er, oder wie der Preuße wohl sagen würde: „Der in die Jahre gekommene Grantler“, für eine Loslösung des Freistaates von der Bundesrepublik und der Europäischen Union. Doch hat Bayern unlängst nicht alles, was ein eigenständiger Staat braucht? Immerhin leben heute schon im Freistaat mehr als 12,5 Millionen Einwohner und verfügt im Vergleich zu manch anderem Bundesland über eine überaus starke Wirtschaft und einer weitgehend niedrigen Arbeitslosigkeit. Bayern druckt eigene Briefmarken, Bayern spielt gegen Deutschland Fußball und verfügt über eine eigene Hymne. Was also sollte dieses Bayern noch dazu bewegen in der Bundesrepublik Deutschland zu bleiben? Die Streitschrift von Wilfried Scharnagl „Bayern kann es auch alleine – Plädoyer für den eigenen Staat" im Quadriga Verlag beginnt bereits überaus wuchtig. Schon auf den ersten zehn Seiten fasst Scharnagl den Inhalt seines Buches zusammen. Ausgehend von einem Freistaat, der sich in einer ausgezeichneten wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Lage befindet, erkennt er in der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union eine zweifache Bedrohung für die Existenz und Substanz Bayerns. Denn schließlich befindet sich der Freistaat in einer gleich doppelten Transferunion, in einer deutschen und in einer europäischen (Berlin und Brüssel) und sieht sich daher auch mit einer doppelten finanziellen Belastung konfrontiert. Der Ursprung für diese Misere glaubt Wilfried Scharnagl im 21. Januar 1871 zu erkennen, jener Tag, an welchem das bayerische Parlament dem Beitritt zum Deutschen Reich zustimmte. Dabei zeichnet er die Historie der vergangenen 150 Jahre nach und zeigt auf, wie das Königreich Bayern seine volle Souveränität verlor. Zuerst an den Deutschen Kaiser in Berlin, zuletzt zugunsten der Bundesrepublik Deutschland. Doch was dem Außenstehenden wohl kaum gelingt, fällt einem guten Beobachter schnell ins Auge. Denn Wilfried Scharnagl erzählt eine Bayern-Saga und verknüpft dabei Ereignisse und Deutungen der europäischen Geschichte nach seinen eigenen Spielregeln. Kurz: Das Buch schafft ein historisches Universum, in dem nur das zu finden ist, was man hineingetan hat. Warum das so ist und wieso der gelernte Historiker dem geschichtlichen Rückblick so viel Raum gibt, wird deutlich, wenn er wieder zu der aktuellen Lage des Freistaats zurückkehrt: Auf der einen Seite verliert er sich in pathetischen Äußerungen über seine bayerische Heimat und die vielen Erfolge, die der Freistaat seit Ende des Krieges errungen hat. Auf der anderen Seite sieht er all das Erreichte in großer Gefahr. Wilfried Scharnagl, Jahrgang 1938, ist politischer Publizist und gewann sein streitbares konservatives Profil sowie seine Bekanntheit in der Öffentlichkeit während seiner Jahre beim Bayernkurier, dessen Chefredakteur er von 1977 bis 2001 war. Er genoss das besondere Vertrauen von Franz Josef Strauß. Auch mit dessen Nachfolgern im Amt des CSU-Vorsitzenden - von Theo Waigel bis Horst Seehofer - verbindet Scharnagl ein freundliches Verhältnis. Er gehört als kooptiertes Mitglied dem Parteivorstand der CSU an und ist Mitglied der CSU-Grundsatzkommission sowie des Vorstandes der Hanns-Seidel-Stiftung. Es ist wohl kaum zu glauben, dass das Plädoyer für den eigenen Staat von Wilfried Scharnagl wirklich ernst gemeint ist. Denn es hat mehr den Anschein, dass es im Buch zum einen um die Erhaltung der politischen und kulturellen Hegemonie der CSU in Bayern geht, zum anderen den unliebsamen Länderfinanzierungsausgleich in den Fokus einer öffentlichen Diskussion zu rücken. Ein zuweilen interessantes Buch des »Lordsiegelbewahres des konservativen Kerns der CSU« mit inhaltlichen Schwächen.

Seit den 1960er Jahren war er das journalistische Sprachrohr von Franz Josef Strauß (CSU), der immer wieder versuchte, den besonderen Stellenwert und die Bedeutung des Freistaates Bayern in Deutschland und Europa hervorzuheben. Nun hat Wilfried Scharnagl (CSU) selbst im vergangenen Jahr 2012, wohl um die heute noch aktuelle Debatte um den Länderfinanzierungsausgleich zu fokussieren, den Bayern und Hessen gemeinsam vor dem Verfassungsgericht zu Fall bringen wollen, ein Buch geschrieben. In diesem plädiert er, oder wie der Preuße wohl sagen würde: „Der in die Jahre gekommene Grantler“, für eine Loslösung des Freistaates von der Bundesrepublik und der Europäischen Union.

Doch hat Bayern unlängst nicht alles, was ein eigenständiger Staat braucht? Immerhin leben heute schon im Freistaat mehr als 12,5 Millionen Einwohner und verfügt im Vergleich zu manch anderem Bundesland über eine überaus starke Wirtschaft und einer weitgehend niedrigen Arbeitslosigkeit. Bayern druckt eigene Briefmarken, Bayern spielt gegen Deutschland Fußball und verfügt über eine eigene Hymne. Was also sollte dieses Bayern noch dazu bewegen in der Bundesrepublik Deutschland zu bleiben? Die Streitschrift von Wilfried Scharnagl „Bayern kann es auch alleine – Plädoyer für den eigenen Staat" im Quadriga Verlag beginnt bereits überaus wuchtig. Schon auf den ersten zehn Seiten fasst Scharnagl den Inhalt seines Buches zusammen. Ausgehend von einem Freistaat, der sich in einer ausgezeichneten wirtschaftlichen wie gesellschaftlichen Lage befindet, erkennt er in der Bundesrepublik Deutschland und der Europäischen Union eine zweifache Bedrohung für die Existenz und Substanz Bayerns. Denn schließlich befindet sich der Freistaat in einer gleich doppelten Transferunion, in einer deutschen und in einer europäischen (Berlin und Brüssel) und sieht sich daher auch mit einer doppelten finanziellen Belastung konfrontiert. Der Ursprung für diese Misere glaubt Wilfried Scharnagl im 21. Januar 1871 zu erkennen, jener Tag, an welchem das bayerische Parlament dem Beitritt zum Deutschen Reich zustimmte. Dabei zeichnet er die Historie der vergangenen 150 Jahre nach und zeigt auf, wie das Königreich Bayern seine volle Souveränität verlor. Zuerst an den Deutschen Kaiser in Berlin, zuletzt zugunsten der Bundesrepublik Deutschland. Doch was dem Außenstehenden wohl kaum gelingt, fällt einem guten Beobachter schnell ins Auge. Denn Wilfried Scharnagl erzählt eine Bayern-Saga und verknüpft dabei Ereignisse und Deutungen der europäischen Geschichte nach seinen eigenen Spielregeln. Kurz: Das Buch schafft ein historisches Universum, in dem nur das zu finden ist, was man hineingetan hat. Warum das so ist und wieso der gelernte Historiker dem geschichtlichen Rückblick so viel Raum gibt, wird deutlich, wenn er wieder zu der aktuellen Lage des Freistaats zurückkehrt: Auf der einen Seite verliert er sich in pathetischen Äußerungen über seine bayerische Heimat und die vielen Erfolge, die der Freistaat seit Ende des Krieges errungen hat. Auf der anderen Seite sieht er all das Erreichte in großer Gefahr.

Wilfried Scharnagl, Jahrgang 1938, ist politischer Publizist und gewann sein streitbares konservatives Profil sowie seine Bekanntheit in der Öffentlichkeit während seiner Jahre beim Bayernkurier, dessen Chefredakteur er von 1977 bis 2001 war. Er genoss das besondere Vertrauen von Franz Josef Strauß. Auch mit dessen Nachfolgern im Amt des CSU-Vorsitzenden - von Theo Waigel bis Horst Seehofer - verbindet Scharnagl ein freundliches Verhältnis. Er gehört als kooptiertes Mitglied dem Parteivorstand der CSU an und ist Mitglied der CSU-Grundsatzkommission sowie des Vorstandes der Hanns-Seidel-Stiftung.

Es ist wohl kaum zu glauben, dass das Plädoyer für den eigenen Staat von Wilfried Scharnagl wirklich ernst gemeint ist. Denn es hat mehr den Anschein, dass es im Buch zum einen um die Erhaltung der politischen und kulturellen Hegemonie der CSU in Bayern geht, zum anderen den unliebsamen Länderfinanzierungsausgleich in den Fokus einer öffentlichen Diskussion zu rücken. Ein zuweilen interessantes Buch des »Lordsiegelbewahres des konservativen Kerns der CSU« mit inhaltlichen Schwächen.

geschrieben am 02.12.2013 | 598 Wörter | 3571 Zeichen

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