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Fatum: Das Klima und der Untergang des Römischen Reiches


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Rezension von

Adrian Witt

Fatum: Das Klima und der Untergang des Römischen Reiches Die Frage nach den Gründen, die zum Untergang des Römischen Reiches geführt haben, sind in der Forschung immer wieder diskutiert worden. Sie reichen von politischer Instabilität und der Trennung des Reiches in Ost und West bis hin zu den Wanderungsbewegungen germanischer Stämme. Doch sehr wahrscheinlich hat eine unglückliche Abfolge von Ereignissen zum Niedergang des Imperium Romanum beigetragen. Das Römische Reich hat im Laufe seiner fast tausendjährigen Geschichte eine ganze Reihe von Krisen trotzen müssen. Hierzu zählen etwa der Keltensturm im 4. Jahrhundert v. Chr., die Konflikte mit der Handelsrepublik Karthago (264 bis 146 v. Chr.) oder aber der konfliktreiche Übergang des Reiches von der Republik zum Kaiserreich durch Einrichtung des Prinzipats im Jahr 27 v. Chr. Doch nachdem das Römische Reich über Jahrhunderte unermüdlich wuchs und angesichts seines Wohlstandes unter der Regierungszeit Kaiser Trajans (96 bis 117 n. Chr.) den Höhepunkt seiner Macht erreichte, begann ab dem Jahr 190 n. Chr. unter Kaiser Commodus, der es vorzog öffentlich als Gladiator aufzutreten und verkleidet als Herkules durch die Straßen Roms lief, der unaufhaltsame Verfall des Reichs. Mit der Ermordung des Kaiser im Jahr 192 n. Chr. kehrte nicht, wie von vielen römischen Bürgern erhofft, wieder Vernunft und Ordnung ins römische Staatswesen ein. Stattdessen brach ein Bürgerkrieg los, der in der Reichskrise des 3. Jahrhunderts mündete. Jener konfliktreichen Zeit von 235 bis 284 / 285 n. Chr., die auch als Zeit der Soldatenkaiser bezeichnet wird und in der das Imperium mit einer ganzen Reihe von inneren und äußeren Krisen konfrontiert wurde. Mehrere neue germanische Großverbände und auch das neupersische Sassanidenreich bedrohten das Imperium Roman, das dadurch zeitweise fast gleichzeitig Invasionen im Norden und Osten abwehren musste und damit an die Grenzen seiner militärischen Leistungsfähigkeit gelangte. Zahlreiche Usurpationen, die temporäre Abspaltung von Reichsgebieten (Gallisches Sonderreich und das Teilreich von Palmyra) und regional wirtschaftliche Probleme belasteten das Imperium zusätzlich. Zwar gelang es durch mehrere tiefgreifende Reformen im administrativen und militärischen Bereich den römischen Staat und ebenso das Kaisertum wieder zu stabilisieren, was in der Forschung mit dem Regierungsantritt Diokletians im Jahr 284 / 285 n. Chr. datiert wird. Doch auch diese Phase des restaurierten inneren Friedens währte nicht lange. Denn bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. (301 bis 400 n. Chr.) erwies sich das Imperium als ein bürokratisch aufgeblähtes Monstrum, das kaum mehr von einer einzelnen Person regiert werden konnte, wie es einst unter den großen Kaisern Augustus, Hadrian oder Mark Aurel der Fall war. Korruption, wieder aufflammende innere Krisen, politische Instabilität und unsichere Wirtschaftslagen auf der einen Seite sowie eine Vernachlässigung des römischen Militärwesens, ausbleibende Reformen, der Beginn der Völkerwanderung um circa 375 / 376 n. Chr. sowie die Reichsteilung im Jahr 395 n. Chr. auf der anderen Seite gaben dem einst so stolzen Römischen Reich schließlich den Rest, der in der Eroberung Roms durch den germanischen Heerführer Odoaker und der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustus im Jahr 476 n. Chr. seinen traurigen Höhepunkt erreichte. Aus Sicht von Kyle Harper, Professor für Altertumswissenschaft an der University of Oklahoma, zerbrach das Römische Reich allerdings nicht in erster Linie an der Völkerwanderung oder den vielen inneren Konflikten, sondern am Klimawandel und an drei schweren Epidemien. Doch auch wenn sein Buch „Fatum“, lateinisch für Schicksal, passgenau auf Probleme und Ängste unserer unmittelbaren Gegenwart zugeschnitten zu sein scheint, sodass jeder wissenschaftliche Instinkt rebellieren würde, so sollte man sich bewusst darüber sein, dass sein Buch in den USA bereits im Jahr 2017 unter dem Namen „The Fate of Rome“ erschienen ist – lange bevor Greta Thunberg oder das Corona-Virus ein Thema war. Doch anders als Kyle Harper in seinem im deutschsprachigen Raum im C.H. Beck Verlag erschienene Buch „Fatum“ suggeriert, ist die Klimathese nicht neu und nur eine der nicht weniger als 210 Thesen über den Untergang des einstigen Weltreiches, die Alexander Demandt erstmals 1984 in seinem Buch „Der Fall Roms“ veröffentlicht hat. Denn die Wetteranomalie des Jahres 536 n. Chr. ist bereits seit langem bekannt, wurde sie doch schon durch zeitgenössische Historiker wie Prokopios von Caesarea dokumentiert. Dabei handelt es sich um eine Verringerung der Sonnenaktivität, die vermutlich durch die Eruption des indonesischen Vulkans Krakatau oder eines anderen Vulkans ausgelöst wurde. Durch die ausgestoßene Asche verdunkelte sich der Himmel, in dessen Folge sich die Sonneneinstrahlung verringerte. Die Folge dieser Ereignisse waren zahlreiche Ernteausfälle und Hungersnöte. Das Römische Reich, dass zu jener Zeit noch einmal mühsam unter dem oströmischen Kaiser Justinian I in weiten Teilen vereinigt werden konnte, brach schließlich endgültig zusammen. Doch dass das alte römische Reich der Kaiserzeit im Jahr 536 n. Chr. längst keinen Bestand mehr hatte, weiß auch Kyle Harper, weshalb es in seinem Buch auch weniger ums Klima geht, als vielmehr um Epidemien. Denn vor bzw. während der Wetteranomalie gab es drei große Krankheitsausbrüche in der spätrömischen Geschichte: die Antoninische Pest um das Jahr 160 n. Chr., die Cyprianische Pest um das Jahr 250 n. Chr. und die Justinianische Pest ab dem Jahr 541 n. Chr. Die Antoninische Pest markiert dabei für Kyle Harper eine entscheidende Zäsur in der Geschichte des Römischen Reiches, die die Provinzialisierung des Reiches beschleunigte. So sei seiner Meinung auch die sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts entgegen der vorherrschenden Meinung der Geschichtswissenschaft weniger auf Barbareneinfälle im Norden und Osten des Reiches und die ungeregelte Thronfolge im Inneren zurückzuführen, als vielmehr auf die Cyprianische Pest. Auch wenn sich Kyle Harper bei seinen Ausführungen auf Quellen stützt, so kann dies nicht nicht darüber hinwegtäuschen, dass Quellen aus dieser Zeit äußerst rar sind und vieles in diesem gut, stellenweise auch zu gut geschriebenen Buch, spekulativer Natur bleibt. Doch noch bedeutsamer als seine Quellenverweise sind die historischen Bezüge. So fällt nämlich der Aufstieg Roms in die Zeit des sogenannten Römischen Klimaoptimums, dass Kyle Harper auf 200 v. Chr. bis 150 n. Chr. datiert. Das mediterrane Klima in dieser Zeit sei niederschlagsreich und warm gewesen, was man auch den Quellen entnehmen kann, die davon sprechen, dass selbst in großen Höhen noch Landwirtschaft betrieben werden konnte, während wiederum Afrika, nördlich der Sahara, nicht wie heute dürr und ausgetrocknet war, sondern als die Kornkammer des Reiches diente. Davon ausgehend sieht Kyle Harper das Holozän, eine seit mehr als 11.000 Jahre andauernde warmzeitliche Epoche die auch die Klimaänderungen der letzten 1000 Jahre und das Klima im 20. Jahrhundert umfasst, als eine Abfolge von Eiszeiten zu verstehen, aus der das römische Klimaoptimum herausragt und die erst vom Menschen gemachte Klimaerwärmung durchbrochen werde. Auch wenn die umfangreichen Ausführungen Kyle Harpers, den Untergang des Römischen Reiches in erster Linie auf Krankheiten und den Klimawandel zurückzuführen, der Geschichtswissenschaft nicht neu sind und sich im Gesamtkontext die Quellenlage als nicht unproblematisch erweist, so zeigen sich seine Argumente als durchaus stichhaltig. Vor allem die erstaunlichen Parallelen zur Gegenwart und die Vergleiche mit den Problemen von heute lassen hoffen, dass die Problemlösungskompetenz unserer Zivilisation sich als erfolgreicher erweisen wird, als die Römer mit ihren Mitteln einst zu mobilisieren vermochten.

Die Frage nach den Gründen, die zum Untergang des Römischen Reiches geführt haben, sind in der Forschung immer wieder diskutiert worden. Sie reichen von politischer Instabilität und der Trennung des Reiches in Ost und West bis hin zu den Wanderungsbewegungen germanischer Stämme. Doch sehr wahrscheinlich hat eine unglückliche Abfolge von Ereignissen zum Niedergang des Imperium Romanum beigetragen.

Das Römische Reich hat im Laufe seiner fast tausendjährigen Geschichte eine ganze Reihe von Krisen trotzen müssen. Hierzu zählen etwa der Keltensturm im 4. Jahrhundert v. Chr., die Konflikte mit der Handelsrepublik Karthago (264 bis 146 v. Chr.) oder aber der konfliktreiche Übergang des Reiches von der Republik zum Kaiserreich durch Einrichtung des Prinzipats im Jahr 27 v. Chr. Doch nachdem das Römische Reich über Jahrhunderte unermüdlich wuchs und angesichts seines Wohlstandes unter der Regierungszeit Kaiser Trajans (96 bis 117 n. Chr.) den Höhepunkt seiner Macht erreichte, begann ab dem Jahr 190 n. Chr. unter Kaiser Commodus, der es vorzog öffentlich als Gladiator aufzutreten und verkleidet als Herkules durch die Straßen Roms lief, der unaufhaltsame Verfall des Reichs. Mit der Ermordung des Kaiser im Jahr 192 n. Chr. kehrte nicht, wie von vielen römischen Bürgern erhofft, wieder Vernunft und Ordnung ins römische Staatswesen ein. Stattdessen brach ein Bürgerkrieg los, der in der Reichskrise des 3. Jahrhunderts mündete. Jener konfliktreichen Zeit von 235 bis 284 / 285 n. Chr., die auch als Zeit der Soldatenkaiser bezeichnet wird und in der das Imperium mit einer ganzen Reihe von inneren und äußeren Krisen konfrontiert wurde. Mehrere neue germanische Großverbände und auch das neupersische Sassanidenreich bedrohten das Imperium Roman, das dadurch zeitweise fast gleichzeitig Invasionen im Norden und Osten abwehren musste und damit an die Grenzen seiner militärischen Leistungsfähigkeit gelangte. Zahlreiche Usurpationen, die temporäre Abspaltung von Reichsgebieten (Gallisches Sonderreich und das Teilreich von Palmyra) und regional wirtschaftliche Probleme belasteten das Imperium zusätzlich. Zwar gelang es durch mehrere tiefgreifende Reformen im administrativen und militärischen Bereich den römischen Staat und ebenso das Kaisertum wieder zu stabilisieren, was in der Forschung mit dem Regierungsantritt Diokletians im Jahr 284 / 285 n. Chr. datiert wird. Doch auch diese Phase des restaurierten inneren Friedens währte nicht lange. Denn bereits im 4. Jahrhundert n. Chr. (301 bis 400 n. Chr.) erwies sich das Imperium als ein bürokratisch aufgeblähtes Monstrum, das kaum mehr von einer einzelnen Person regiert werden konnte, wie es einst unter den großen Kaisern Augustus, Hadrian oder Mark Aurel der Fall war. Korruption, wieder aufflammende innere Krisen, politische Instabilität und unsichere Wirtschaftslagen auf der einen Seite sowie eine Vernachlässigung des römischen Militärwesens, ausbleibende Reformen, der Beginn der Völkerwanderung um circa 375 / 376 n. Chr. sowie die Reichsteilung im Jahr 395 n. Chr. auf der anderen Seite gaben dem einst so stolzen Römischen Reich schließlich den Rest, der in der Eroberung Roms durch den germanischen Heerführer Odoaker und der Absetzung des letzten weströmischen Kaisers Romulus Augustus im Jahr 476 n. Chr. seinen traurigen Höhepunkt erreichte.

Aus Sicht von Kyle Harper, Professor für Altertumswissenschaft an der University of Oklahoma, zerbrach das Römische Reich allerdings nicht in erster Linie an der Völkerwanderung oder den vielen inneren Konflikten, sondern am Klimawandel und an drei schweren Epidemien. Doch auch wenn sein Buch „Fatum“, lateinisch für Schicksal, passgenau auf Probleme und Ängste unserer unmittelbaren Gegenwart zugeschnitten zu sein scheint, sodass jeder wissenschaftliche Instinkt rebellieren würde, so sollte man sich bewusst darüber sein, dass sein Buch in den USA bereits im Jahr 2017 unter dem Namen „The Fate of Rome“ erschienen ist – lange bevor Greta Thunberg oder das Corona-Virus ein Thema war. Doch anders als Kyle Harper in seinem im deutschsprachigen Raum im C.H. Beck Verlag erschienene Buch „Fatum“ suggeriert, ist die Klimathese nicht neu und nur eine der nicht weniger als 210 Thesen über den Untergang des einstigen Weltreiches, die Alexander Demandt erstmals 1984 in seinem Buch „Der Fall Roms“ veröffentlicht hat. Denn die Wetteranomalie des Jahres 536 n. Chr. ist bereits seit langem bekannt, wurde sie doch schon durch zeitgenössische Historiker wie Prokopios von Caesarea dokumentiert. Dabei handelt es sich um eine Verringerung der Sonnenaktivität, die vermutlich durch die Eruption des indonesischen Vulkans Krakatau oder eines anderen Vulkans ausgelöst wurde. Durch die ausgestoßene Asche verdunkelte sich der Himmel, in dessen Folge sich die Sonneneinstrahlung verringerte. Die Folge dieser Ereignisse waren zahlreiche Ernteausfälle und Hungersnöte. Das Römische Reich, dass zu jener Zeit noch einmal mühsam unter dem oströmischen Kaiser Justinian I in weiten Teilen vereinigt werden konnte, brach schließlich endgültig zusammen. Doch dass das alte römische Reich der Kaiserzeit im Jahr 536 n. Chr. längst keinen Bestand mehr hatte, weiß auch Kyle Harper, weshalb es in seinem Buch auch weniger ums Klima geht, als vielmehr um Epidemien. Denn vor bzw. während der Wetteranomalie gab es drei große Krankheitsausbrüche in der spätrömischen Geschichte: die Antoninische Pest um das Jahr 160 n. Chr., die Cyprianische Pest um das Jahr 250 n. Chr. und die Justinianische Pest ab dem Jahr 541 n. Chr. Die Antoninische Pest markiert dabei für Kyle Harper eine entscheidende Zäsur in der Geschichte des Römischen Reiches, die die Provinzialisierung des Reiches beschleunigte. So sei seiner Meinung auch die sogenannte Reichskrise des 3. Jahrhunderts entgegen der vorherrschenden Meinung der Geschichtswissenschaft weniger auf Barbareneinfälle im Norden und Osten des Reiches und die ungeregelte Thronfolge im Inneren zurückzuführen, als vielmehr auf die Cyprianische Pest. Auch wenn sich Kyle Harper bei seinen Ausführungen auf Quellen stützt, so kann dies nicht nicht darüber hinwegtäuschen, dass Quellen aus dieser Zeit äußerst rar sind und vieles in diesem gut, stellenweise auch zu gut geschriebenen Buch, spekulativer Natur bleibt. Doch noch bedeutsamer als seine Quellenverweise sind die historischen Bezüge. So fällt nämlich der Aufstieg Roms in die Zeit des sogenannten Römischen Klimaoptimums, dass Kyle Harper auf 200 v. Chr. bis 150 n. Chr. datiert. Das mediterrane Klima in dieser Zeit sei niederschlagsreich und warm gewesen, was man auch den Quellen entnehmen kann, die davon sprechen, dass selbst in großen Höhen noch Landwirtschaft betrieben werden konnte, während wiederum Afrika, nördlich der Sahara, nicht wie heute dürr und ausgetrocknet war, sondern als die Kornkammer des Reiches diente. Davon ausgehend sieht Kyle Harper das Holozän, eine seit mehr als 11.000 Jahre andauernde warmzeitliche Epoche die auch die Klimaänderungen der letzten 1000 Jahre und das Klima im 20. Jahrhundert umfasst, als eine Abfolge von Eiszeiten zu verstehen, aus der das römische Klimaoptimum herausragt und die erst vom Menschen gemachte Klimaerwärmung durchbrochen werde.

Auch wenn die umfangreichen Ausführungen Kyle Harpers, den Untergang des Römischen Reiches in erster Linie auf Krankheiten und den Klimawandel zurückzuführen, der Geschichtswissenschaft nicht neu sind und sich im Gesamtkontext die Quellenlage als nicht unproblematisch erweist, so zeigen sich seine Argumente als durchaus stichhaltig. Vor allem die erstaunlichen Parallelen zur Gegenwart und die Vergleiche mit den Problemen von heute lassen hoffen, dass die Problemlösungskompetenz unserer Zivilisation sich als erfolgreicher erweisen wird, als die Römer mit ihren Mitteln einst zu mobilisieren vermochten.

geschrieben am 15.01.2022 | 1134 Wörter | 6673 Zeichen

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