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Macht euch die Erde untertan


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Rezension von

Adrian Witt

Macht euch die Erde untertan Die Herrschaft des Menschen über die Erde ist in ein kritisches Stadium getreten und die noch nicht abzusehenden Folgen seines Handelns offenbaren den katastrophalen Fehlschlag seiner Dominanz. Denn während sich die Erde durch den Eingriff in die Ökosysteme bereits in ihrer Agonie befindet, siecht ein großer (beachtlicher) Teil der Weltbevölkerung schon seit Jahrzehnten mit dem geschundenen Planeten dahin. Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? – Seit Jahrtausenden gestaltet der Mensch seine unmittelbare Umwelt nach seinem Willen. Je größer dabei der technische Fortschritt wurde und je weiter die Industrialisierung voranschritt, desto gravierender waren die Eingriffe des Menschen in die Natur durch die schonungslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen – mit gravierenden Folgen: Ganze Wälder wurden gerodet, viele Tiere und Pflanzenarten ausgerottet und etliche Landstriche verbaut. Eine inzwischen weltweit vorzufindende Transformation, die der Menschheit allmählich zum Verhängnis wird und sich nicht zuletzt in den stetig zunehmenden Umweltkatastrophen, Epidemien sowie der aktuellen Klimakrise wiederspiegelt. Sucht man nach den Ursachen dieser fehlgeleiteten Entwicklung, so ließen sich sicherlich zahllose Gründe finden und diskutieren. Eine theologische Sicht auf die Dinge käme dabei jedoch nur den wenigsten in den Sinn. Dabei findet sich bereits im Kanon des Alten Testament mit dem theologischen Fachbegriff „Dominium terra“ ein wirkungsgeschichtlich bedeutendes Motiv, das sich im Auftrag Gottes an den Menschen, sich die Erde Untertan zu machen (Genesis 1,28), manifestiert. Der daraus in späteren Zeiten abgeleitete biblische Herrschaftsauftrag, das Antlitz der Erde nach den Vorstellungen des Menschen zu formen und der zudem bis heute Quell von zahlreichen Interpretationen in Richtung einer grenzenlosen Ausbeutung der Natur interpretiert wird, ist jedoch nichts anders als eine hartnäckige Fehlauslegung des jüdisch-christlichen Verständnis der Schöpfung. So bezieht sich die Bibelstelle in Genesis 1,28 aus heutiger theologischer Sicht auf ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur im Einklang, wobei vordergründig vor allem die Landwirtschaft mit ihrem Ackerbau und der Viehzucht gemeint ist. Dabei sind zur damaligen Zeit Massentierhaltung oder massive Umweltprobleme, aber auch der unersättliche Hunger unserer heutigen Industrie nach allerlei Rohstoffen und Ressourcen, kein gesellschaftlich relevantes Thema gewesen. Dass allerdings zur Machtausübung auch eine Verantwortung gehört, jedoch sehr wohl. So deutet die ebenso viel diskutierte Bezeichnung des Menschen als „Ebenbild Gottes“ (Genesis 1,26) auf dessen verklärtes Selbstverständnis hin, Stellvertreter Gottes auf Erden zu sein. Und in dessen Auftrag gilt es, die von Gott geschaffenen Lebensräume für die Ewigkeit zu schützen und zu erhalten. Die Geschichte einer Jahrtausende alten Feindschaft, wie man das Verhältnis zwischen Mensch und Natur auch bezeichnen könnte, sowie der plötzlich einsetzende Wesenswandel des Menschen von der Ausbeutung des Planeten zu einem neuen Umweltbewusstsein ist auch in der erst kürzlich im wbg Theiss Verlag erschienenen Publikation „Macht euch die Erde untertan – Eine Umweltgeschichte des Anthropozäns“ Gegenstand einer näheren Untersuchung. In dieser rekapituliert der renommierte US-amerikanische Historiker Daniel R. Headrick auf 624 Seiten die überaus komplexe Geschichte über die Ausbeutung der Erde durch den Menschen. Die „Umweltgeschichte des Anthropozäns“, womit in der Forschung die bis heute andauernde Epoche der Menschheitsgeschichte bezeichnet wird, die sich von früheren Epochen des Erdzeitalters vor allem darin unterscheidet, dass erstmals eine Spezies die Fähigkeit besitzt, auf die vielen biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde einzuwirken, beginnt trotz der Schwierigkeit bei der Epochenabgrenzung im Neolithikum (Steinzeit). Vom Einfluss der Jäger und Sammler über die Umweltsünden der Antike bis hin zum Kolonialismus und schließlich der Bewusstwerdung der Klimakrise erzählt Daniel R. Headrick nicht nur von den großen zivilisatorischen Leistungen einzelner Epochen wie der Zähmung der Flora und Fauna, dem Anlegen von Bewässerungssystemen und der Landschaftsumformung im Rahmen der neuzeitlichen Rohstoffförderung, sondern beschreibt auch die Folgen, die die vielen Eingriffe in die Natur mit sich bringen. So fordern alleine die „Süden der jüngeren Vergangenheit“ in Form von Naturkatastrophen jedes Jahr viele Millionen Opfer. Doch auch die gegenwärtigen Krisen der Biodiversität, des Klimas und seiner Erwärmung oder der Ressourcenverknappung sind keineswegs monokausal auf eine bestimmte Geisteshaltung zurückzuführen. Vielmehr macht der Autor deutlich, dass diese das Ergebnis eines schrittweisen, vielfältigen und oft auch gebrochenen Beschleunigungsprozesses sind. Dabei zeichnet er die aufeinanderfolgenden Entwicklungsprozesse der menschlichen Zivilisation – befördert von den technologischen und organisatorischen Errungenschaften, um den natürlichen Unwägbarkeiten unseres Daseins etwas entgegen zu setzen – schlüssig und überaus reichhaltig an Informationen nach. Nüchtern arbeitet Daniel R. Headrick bei alldem vor allem die Einsicht heraus, dass das Geheimnis des harmonischen Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur, das wir heute vor allem unter dem Begriff der „Nachhaltigkeit“ einordnen, kaum in früheren, „goldenen“ Zeitaltern zu finden ist, da vorausschauende Weisheiten der Vergangenheit einen regulatorischen Eingriff bereits in den verschiedenen Gesellschaften durchzusetzen vermochten. So legt er nicht nur die Wurzeln unserer gegenwärtigen Umweltkrise in der fernen und jüngeren Vergangenheit frei, sondern macht zugleich auch sichtbar, wie der Mensch unvermeidlich mit den ihn prägenden Ökosystemen eng verwoben ist: Seine Macht und Einflusssphäre zwar kontinuierlich ausdehnend, allerdings auch unvermindert den natürlichen Gegenkräften ausgeliefert. Angesichts der aktuellen Herausforderungen denen sich der Mensch mit Blick auf den Klimawandel, das Artensterben und der zunehmenden Umweltverschmutzung stellen muss, wenn er sich nicht selbst irgendwann auf die „Rote Liste der bedrohten Arten“ setzen möchte, erscheint die von Daniel R. Headrick vorgelegte „Umweltgeschichte des Anthropozäns“ als mahnendes Beispiel dafür, dass der Mensch schon immer in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht mit der Natur gelebt hat. Wird dieses Gleichgewicht gestört, so wie es in dieser Publikation an gleich mehreren Beispielen der unterschiedlichsten historischen Epochen gezeigt wird, dann ließen die Folgen häufig nicht lange auf sich warten. Mit der Veröffentlichung der Publikation „Macht euch die Erde untertan – Eine Umweltgeschichte des Anthropozäns“ hat der Autor Daniel R. Headrick ein faszinierendes Werk zur globalen Umweltgeschichte geschaffen, dass nicht nur in der historischen Forschung eine Lücke zu füllen vermag, sondern zugleich auch einen wichtigen Teil unserer Vergangenheit ungeschönt zurück ins kulturelle Gedächtnis ruft. So besteht mit dem Wissen darüber, was in der Vergangenheit falsch lief, eine durchaus reale Chance, um Lösungen für unsere drängendsten Probleme zu finden. Wer sich allerdings seiner eigenen Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

Die Herrschaft des Menschen über die Erde ist in ein kritisches Stadium getreten und die noch nicht abzusehenden Folgen seines Handelns offenbaren den katastrophalen Fehlschlag seiner Dominanz. Denn während sich die Erde durch den Eingriff in die Ökosysteme bereits in ihrer Agonie befindet, siecht ein großer (beachtlicher) Teil der Weltbevölkerung schon seit Jahrzehnten mit dem geschundenen Planeten dahin.

Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? – Seit Jahrtausenden gestaltet der Mensch seine unmittelbare Umwelt nach seinem Willen. Je größer dabei der technische Fortschritt wurde und je weiter die Industrialisierung voranschritt, desto gravierender waren die Eingriffe des Menschen in die Natur durch die schonungslose Ausbeutung der natürlichen Ressourcen – mit gravierenden Folgen: Ganze Wälder wurden gerodet, viele Tiere und Pflanzenarten ausgerottet und etliche Landstriche verbaut. Eine inzwischen weltweit vorzufindende Transformation, die der Menschheit allmählich zum Verhängnis wird und sich nicht zuletzt in den stetig zunehmenden Umweltkatastrophen, Epidemien sowie der aktuellen Klimakrise wiederspiegelt. Sucht man nach den Ursachen dieser fehlgeleiteten Entwicklung, so ließen sich sicherlich zahllose Gründe finden und diskutieren. Eine theologische Sicht auf die Dinge käme dabei jedoch nur den wenigsten in den Sinn. Dabei findet sich bereits im Kanon des Alten Testament mit dem theologischen Fachbegriff „Dominium terra“ ein wirkungsgeschichtlich bedeutendes Motiv, das sich im Auftrag Gottes an den Menschen, sich die Erde Untertan zu machen (Genesis 1,28), manifestiert. Der daraus in späteren Zeiten abgeleitete biblische Herrschaftsauftrag, das Antlitz der Erde nach den Vorstellungen des Menschen zu formen und der zudem bis heute Quell von zahlreichen Interpretationen in Richtung einer grenzenlosen Ausbeutung der Natur interpretiert wird, ist jedoch nichts anders als eine hartnäckige Fehlauslegung des jüdisch-christlichen Verständnis der Schöpfung. So bezieht sich die Bibelstelle in Genesis 1,28 aus heutiger theologischer Sicht auf ein harmonisches Zusammenleben von Mensch und Natur im Einklang, wobei vordergründig vor allem die Landwirtschaft mit ihrem Ackerbau und der Viehzucht gemeint ist. Dabei sind zur damaligen Zeit Massentierhaltung oder massive Umweltprobleme, aber auch der unersättliche Hunger unserer heutigen Industrie nach allerlei Rohstoffen und Ressourcen, kein gesellschaftlich relevantes Thema gewesen. Dass allerdings zur Machtausübung auch eine Verantwortung gehört, jedoch sehr wohl. So deutet die ebenso viel diskutierte Bezeichnung des Menschen als „Ebenbild Gottes“ (Genesis 1,26) auf dessen verklärtes Selbstverständnis hin, Stellvertreter Gottes auf Erden zu sein. Und in dessen Auftrag gilt es, die von Gott geschaffenen Lebensräume für die Ewigkeit zu schützen und zu erhalten.

Die Geschichte einer Jahrtausende alten Feindschaft, wie man das Verhältnis zwischen Mensch und Natur auch bezeichnen könnte, sowie der plötzlich einsetzende Wesenswandel des Menschen von der Ausbeutung des Planeten zu einem neuen Umweltbewusstsein ist auch in der erst kürzlich im wbg Theiss Verlag erschienenen Publikation „Macht euch die Erde untertan – Eine Umweltgeschichte des Anthropozäns“ Gegenstand einer näheren Untersuchung. In dieser rekapituliert der renommierte US-amerikanische Historiker Daniel R. Headrick auf 624 Seiten die überaus komplexe Geschichte über die Ausbeutung der Erde durch den Menschen. Die „Umweltgeschichte des Anthropozäns“, womit in der Forschung die bis heute andauernde Epoche der Menschheitsgeschichte bezeichnet wird, die sich von früheren Epochen des Erdzeitalters vor allem darin unterscheidet, dass erstmals eine Spezies die Fähigkeit besitzt, auf die vielen biologischen, geologischen und atmosphärischen Prozesse der Erde einzuwirken, beginnt trotz der Schwierigkeit bei der Epochenabgrenzung im Neolithikum (Steinzeit). Vom Einfluss der Jäger und Sammler über die Umweltsünden der Antike bis hin zum Kolonialismus und schließlich der Bewusstwerdung der Klimakrise erzählt Daniel R. Headrick nicht nur von den großen zivilisatorischen Leistungen einzelner Epochen wie der Zähmung der Flora und Fauna, dem Anlegen von Bewässerungssystemen und der Landschaftsumformung im Rahmen der neuzeitlichen Rohstoffförderung, sondern beschreibt auch die Folgen, die die vielen Eingriffe in die Natur mit sich bringen. So fordern alleine die „Süden der jüngeren Vergangenheit“ in Form von Naturkatastrophen jedes Jahr viele Millionen Opfer. Doch auch die gegenwärtigen Krisen der Biodiversität, des Klimas und seiner Erwärmung oder der Ressourcenverknappung sind keineswegs monokausal auf eine bestimmte Geisteshaltung zurückzuführen. Vielmehr macht der Autor deutlich, dass diese das Ergebnis eines schrittweisen, vielfältigen und oft auch gebrochenen Beschleunigungsprozesses sind. Dabei zeichnet er die aufeinanderfolgenden Entwicklungsprozesse der menschlichen Zivilisation – befördert von den technologischen und organisatorischen Errungenschaften, um den natürlichen Unwägbarkeiten unseres Daseins etwas entgegen zu setzen – schlüssig und überaus reichhaltig an Informationen nach. Nüchtern arbeitet Daniel R. Headrick bei alldem vor allem die Einsicht heraus, dass das Geheimnis des harmonischen Gleichgewichts zwischen Mensch und Natur, das wir heute vor allem unter dem Begriff der „Nachhaltigkeit“ einordnen, kaum in früheren, „goldenen“ Zeitaltern zu finden ist, da vorausschauende Weisheiten der Vergangenheit einen regulatorischen Eingriff bereits in den verschiedenen Gesellschaften durchzusetzen vermochten. So legt er nicht nur die Wurzeln unserer gegenwärtigen Umweltkrise in der fernen und jüngeren Vergangenheit frei, sondern macht zugleich auch sichtbar, wie der Mensch unvermeidlich mit den ihn prägenden Ökosystemen eng verwoben ist: Seine Macht und Einflusssphäre zwar kontinuierlich ausdehnend, allerdings auch unvermindert den natürlichen Gegenkräften ausgeliefert.

Angesichts der aktuellen Herausforderungen denen sich der Mensch mit Blick auf den Klimawandel, das Artensterben und der zunehmenden Umweltverschmutzung stellen muss, wenn er sich nicht selbst irgendwann auf die „Rote Liste der bedrohten Arten“ setzen möchte, erscheint die von Daniel R. Headrick vorgelegte „Umweltgeschichte des Anthropozäns“ als mahnendes Beispiel dafür, dass der Mensch schon immer in einem sehr empfindlichen Gleichgewicht mit der Natur gelebt hat. Wird dieses Gleichgewicht gestört, so wie es in dieser Publikation an gleich mehreren Beispielen der unterschiedlichsten historischen Epochen gezeigt wird, dann ließen die Folgen häufig nicht lange auf sich warten. Mit der Veröffentlichung der Publikation „Macht euch die Erde untertan – Eine Umweltgeschichte des Anthropozäns“ hat der Autor Daniel R. Headrick ein faszinierendes Werk zur globalen Umweltgeschichte geschaffen, dass nicht nur in der historischen Forschung eine Lücke zu füllen vermag, sondern zugleich auch einen wichtigen Teil unserer Vergangenheit ungeschönt zurück ins kulturelle Gedächtnis ruft. So besteht mit dem Wissen darüber, was in der Vergangenheit falsch lief, eine durchaus reale Chance, um Lösungen für unsere drängendsten Probleme zu finden. Wer sich allerdings seiner eigenen Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt, sie zu wiederholen.

geschrieben am 15.01.2022 | 979 Wörter | 6344 Zeichen

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