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Mit dem Zug durch Europa - Plakate für Luxusreisen um 1900


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Mit dem Zug durch Europa - Plakate für Luxusreisen um 1900 Die Zeit war gut für die Entwicklung von Luxus-Zügen am Ende des 19. Jahrhunderts. Die rasante Industrialisierung hatte in Europa ein umfangreiches Schienennetz entstehen lassen, das nicht nur alle wesentlichen Metropolen miteinander verband. Auch an die Küsten konnte man nun mit der Bahn gelangen. Ihre Blütezeit hatte die Ära der Luxus-Züge zwischen 1905 und 1914. Der Erste Weltkrieg bereitete ihr ein jähes Ende. Danach kamen diese Bahnen für die Superreichen nie wieder auf: Der Erste Weltkrieg hatte keinen Frieden gestiftet; sondern vielmehr zutiefst verfeindete Nationen geschaffen. Und nach dem Zweiten Weltkrieg war Europa bis 1989 geteilt. Die Luxus-Züge sind untrennbar mit der 1876 in Belgien gegründeten Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL) verknüpft. Der belgische Bankierssohn Georges Nagelmakers (1845-1905), dem die CIWL gehörte, unternahm 1868 eine Studienreise durch die Vereinigten Staaten. Seine Absicht war, den dortigen Stand der Bergbautechnik zu studieren. Die Bequemlichkeit der sogenannten Pullmann-Wagen lernte er auf dieser Reise kennen und zu schätzen. Bei diesen Waggons ließen sich die komfortablen Sitze zu Liegeflächen umgestalten, was es erlaubte, auch sehr lange Strecken entspannt zurück zu legen. Nach seiner Rückkehr 1870 verfasste Nagelmakers ein Memorandum zur Einführung von so genannten Bettwagen. Bereits zwei Jahre darauf fanden mit Versuchs-Waggons Probefahrten zwischen Paris und Wien statt. Ab 1873 verkehrten die ersten Schlafwagen planmäßig zwischen Ostende und Köln und zwischen dem belgischen Ort und Berlin. 1880 kamen die ersten Speisewagen hinzu. Der erste planmäßige Luxus-Zug, der Train Express d’Orient (Orient-Express) hatte am 5. Juni 1883 seine Jungfernfahrt. Sie führte von Paris nach Konstantinopel, das seit 1930 Istanbul heißt. Die Luxus-Züge bestanden grundsätzlich aus Salon-, Schlaf-, Speise- und Gepäckwagen. Parallel zu den Zügen wurde ein entsprechendes Magazin namens High-Life ins Leben gerufen. Plakate warben für die Luxus-Züge, indem sie gemalte Ansichten des jeweiligen Zielortes darstellten. Die häufig weit auseinander liegenden Abfahrts- und Zielorte wurden stolz in großen Lettern genannt. Die Plakate der ersten Jahre nennen meist die Abfahrtszeiten. Der Fahrplan wurde in einem Kasten zumeist unten in die Gesamtdarstellung integriert. Bei späteren Plakaten findet man den Fahrplan häufig nicht mehr. Die Züge haben sich nun längst einen Namen gemacht, und man traut es dem Reisewilligen wohl zu, sich nach den Abfahrtszeiten zu erkundigen. Ausstellung und Katalog gliedern sich in die drei Blöcke »Luxuszüge um 1900«, »Luxuszüge um 1925« und »Reiseziele und Hotels«. Das Katalogbuch präsentiert die Ausstellungsstücke großzügig, zumeist ganzseitig auf Kunstdruckpapier. Die für Steidl übliche hervorragende Druckqualität und die adäquate Gestaltung lassen das gebundene Buch zu einem kleinen Geheimtipp für Connaisseure des Reisens werden. – In Zeiten des Massentourismus ein Luxus für sich.

Die Zeit war gut für die Entwicklung von Luxus-Zügen am Ende des 19. Jahrhunderts. Die rasante Industrialisierung hatte in Europa ein umfangreiches Schienennetz entstehen lassen, das nicht nur alle wesentlichen Metropolen miteinander verband.

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Auch an die Küsten konnte man nun mit der Bahn gelangen. Ihre Blütezeit hatte die Ära der Luxus-Züge zwischen 1905 und 1914. Der Erste Weltkrieg bereitete ihr ein jähes Ende. Danach kamen diese Bahnen für die Superreichen nie wieder auf: Der Erste Weltkrieg hatte keinen Frieden gestiftet; sondern vielmehr zutiefst verfeindete Nationen geschaffen. Und nach dem Zweiten Weltkrieg war Europa bis 1989 geteilt.

Die Luxus-Züge sind untrennbar mit der 1876 in Belgien gegründeten Compagnie Internationale des Wagons-Lits (CIWL) verknüpft. Der belgische Bankierssohn Georges Nagelmakers (1845-1905), dem die CIWL gehörte, unternahm 1868 eine Studienreise durch die Vereinigten Staaten. Seine Absicht war, den dortigen Stand der Bergbautechnik zu studieren. Die Bequemlichkeit der sogenannten Pullmann-Wagen lernte er auf dieser Reise kennen und zu schätzen. Bei diesen Waggons ließen sich die komfortablen Sitze zu Liegeflächen umgestalten, was es erlaubte, auch sehr lange Strecken entspannt zurück zu legen. Nach seiner Rückkehr 1870 verfasste Nagelmakers ein Memorandum zur Einführung von so genannten Bettwagen. Bereits zwei Jahre darauf fanden mit Versuchs-Waggons Probefahrten zwischen Paris und Wien statt. Ab 1873 verkehrten die ersten Schlafwagen planmäßig zwischen Ostende und Köln und zwischen dem belgischen Ort und Berlin. 1880 kamen die ersten Speisewagen hinzu. Der erste planmäßige Luxus-Zug, der Train Express d’Orient (Orient-Express) hatte am 5. Juni 1883 seine Jungfernfahrt. Sie führte von Paris nach Konstantinopel, das seit 1930 Istanbul heißt.

Die Luxus-Züge bestanden grundsätzlich aus Salon-, Schlaf-, Speise- und Gepäckwagen. Parallel zu den Zügen wurde ein entsprechendes Magazin namens High-Life ins Leben gerufen. Plakate warben für die Luxus-Züge, indem sie gemalte Ansichten des jeweiligen Zielortes darstellten. Die häufig weit auseinander liegenden Abfahrts- und Zielorte wurden stolz in großen Lettern genannt. Die Plakate der ersten Jahre nennen meist die Abfahrtszeiten. Der Fahrplan wurde in einem Kasten zumeist unten in die Gesamtdarstellung integriert. Bei späteren Plakaten findet man den Fahrplan häufig nicht mehr. Die Züge haben sich nun längst einen Namen gemacht, und man traut es dem Reisewilligen wohl zu, sich nach den Abfahrtszeiten zu erkundigen.

Ausstellung und Katalog gliedern sich in die drei Blöcke »Luxuszüge um 1900«, »Luxuszüge um 1925« und »Reiseziele und Hotels«. Das Katalogbuch präsentiert die Ausstellungsstücke großzügig, zumeist ganzseitig auf Kunstdruckpapier. Die für Steidl übliche hervorragende Druckqualität und die adäquate Gestaltung lassen das gebundene Buch zu einem kleinen Geheimtipp für Connaisseure des Reisens werden. – In Zeiten des Massentourismus ein Luxus für sich.

geschrieben am 14.01.2011 | 419 Wörter | 2570 Zeichen

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