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Öko-Logik - Geistige Wege aus der Klima- und Umweltkatastrophe


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Rezension von

Daniel Bigalke

Öko-Logik - Geistige Wege aus der Klima- und Umweltkatastrophe Was die heute dominierende wissenschaftliche Zunft ausmacht, läßt sich leicht benennen. Sie besitzt fertige Resultate und stellt sich und ihren Mitläufern in der Megamaschine des Opportunismus Aufgaben im Rahmen vorgegebener profitversprechender Interessensgebiete. Aber diese „Wissenschaft“ kennt keine eigentlichen Probleme mehr. Wahre Probleme nämlich und keine Simulation von unerheblichen Fragestellungen gibt es nur für solche philosophischen Menschen, die für und über sich, für die Welt und über sich als ausschlaggebenden Teil derselben und nicht für ein nutzbringendes Götzenbild denken. Und so liegt es in der Gemütslage der Philosophen als tiefere Seher globaler Probleme begründet, dass ihnen zugunsten fundierter Lösungsvorschläge agitatorisch-aggressives Auftreten schwerer fällt als den Vertretern profaner Tagespolitik. Johannes Heinrichs, bis 2002 Professor für Sozialökologie an der Humboldt-Universität Berlin, zählt ohne Zweifel zu ihnen. Sein nunmehr wieder erschienenes Buch “Ökologik” von 1997 hat an Aktualität nichts eingebüßt, sondern in erstaunlichem Maße gewonnen. Damit kommt dieser Neuerscheinung eine große Rolle zu, denn er beschreibt darin die Komplexität des Natur-Begriffs zugunsten einer denkerischen Überwindung der Kluft zwischen akademisch etabliertem Denken und den spirituell-ökologischen Ansätzen der New-Age-Literatur: Die Menschheit ist dazu aufgerufen, sich auf die Kräfte einer ganzheitlichen Vernunft zu besinnen, die sich in Politik und Wirtschaft sozial- und umweltverträglich äußern muss. Der Autor der Öko-Logik nun erinnert daran, dass eine moderne Gesellschaft nur mit einer Sozialordnung funktioniert, die auf eine derartig wahrheitsorientierte und ethische Denkleistung gegenüber Mensch und Natur vertraut. Damit eröffnet sich die zentrale politische Dimension des Werkes: Die Einrichtung eines „Nachhaltigkeitsrates“ oder „Nationalen Ethikrates“ spricht für Heinrichs von dem Bedarf an Gestaltung von den natürlichen Grundlagen her, wobei die demokratische Legitimation solcher Gremien zweifelhaft bleibe. Die These des Autors ist hingegen: Das Naturproblem ist ein Gesellschaftsproblem. Genau dafür seien die ökologischen Technokraten – gerade auch innerhalb der profil-los gewordenen Grünen Partei - bisher blind. Sie stehen damit in kausaler Mittäterschaft zu den Umweltschändern oder zu solchen Geld- und Wirtschaftsreformern, die nicht die gesellschaftlichen, demokratischen Voraussetzungen ihrer „edlen“ Bestrebungen genug reflektieren und daraus die nötigen praktischen Folgerungen ziehen. Es ist hier erfreulich, dass jemand sich die Mühe macht, diese elementaren Zusammenhänge verständlich zu beschreiben. So kommt doch gerade der folgenlose Ersatzcharakter von Ethik unter anderem darin zum Ausdruck, dass von vielen Imperativen (bzgl. Zinssystem des Geldes, Behandlung der Tiere, Verseuchung von Böden, Arbeitslosigkeit) abgelenkt wird durch komplizierte Gedankengänge, die an elementaren Selbstverständlichkeiten vorbeigehen. Sie sind damit selbst ablenkungsideologischer Ausdruck der Trennung des Menschen von der Natur. „Wo das Sollen vorherrscht, herrscht die Entzweiung von Pflicht und Neigung, von Kopf und Herz, von Ich und anderen, von Mensch und Natur“ und nicht zuletzt – so ließe sich fortsetzen - fehlt dann die Erkenntnis, dass Sollen zuvorderst eine Qualifikation subjektiven Wollens ist. Zur umfassenden Erkenntnis dieser Zusammenhänge sieht Heinrichs das spirituelle Naturerleben als eine „Vor-Einstellung“ für notwendig an. Eine spirituelle, aufs Ganze des Lebens gehende Grundeinstellung müsse jeder entwickeln können. Das Einverständnis mit dem eigenen Leben bedeutet also immer auch das „Einverständnis mit Leben überhaupt.“ Die Frage “Was ist naturgemäß?” ist – so der Autor – nur vor dem Hintergrund des Menschen als Medium der Naturerfahrung zu beantworten. Die Ganzheit von Körper-Seele-Geist betrifft den Menschen als Handelnden: „Nur der integrale und integre Mensch ist zu einer integralen Ökologie fähig!“ Ohne Zweifel: Freiwirtschaft, Humanwirtschaft oder Fairconomy verfolgen das Ziel, diese Perspektive im wirtschaftlichen Bereich zu stärken. Dennoch gehört unabdingbar ein Komplementärbewusstsein jener Ökologischen Spiritualität dazu. Sie ist die Voraussetzung auch dafür, dass die gesellschaftszerstörende Umverteilung des Geldes, die aus Geld ständig mehr Geld macht zugunsten jener, die bereits viel Geld besitzen, weitgehend aufhört. Umweltschonende und gemeinschaftsstärkende Investitionen werden wieder „rentabel“, ethisches Verhalten in der Wirtschaft auch gegenüber der Natur wieder erstrebenswert – wäre doch eine solche Investition in die Natur zugleich eine in den Menschen selbst. Erreichbar aber sind diese Ziele nur, wenn die Tagespolitik, wie es schon Platons Anliegen war, wieder mit offenen Ohren den eigentlichen Philosophen zuhört, welche diese Sichtweise ohne Rücksicht auf je opportune Befindlichkeiten artikulieren. Drei Elemente nämlich machen diesen geistigen Charakter aus, der gerade aktuelle Probleme in einer Zeit erkennt, wo absolute Lösungen permanent konjunkturell simuliert und nicht mehr strukturell geboten werden: 1. Das Mystische mit der Forderung nach dem Ganzen, 2. Das Systematische mit dem Anspruch der theoretischen Entfaltung von neuen Ansätzen und 3. Das Element des tieferen Wissens als Anspruch auf Ableitbarkeit in die politische, wirtschaftliche und ökologische Praxis hinein. Diesen Prinzipien trägt das Buch von Heinrichs vollends Rechnung und steht damit in längerer geistesgeschichtlicher Tradition in Deutschland. Der geneigte Leser beendet die Lektüre mit dem Eindruck, in der großen Welt unmetaphorisch das Bild des Eigenen, des Inneren zu sehen. Damit beschreitet er bereits den Weg hin zu geistiger Fruchtbarkeit, denkerischer Freiheit, ganzheitlicher Spiritualität und wahrer politischer oder wirtschaftlicher Kultur.

Was die heute dominierende wissenschaftliche Zunft ausmacht, läßt sich leicht benennen. Sie besitzt fertige Resultate und stellt sich und ihren Mitläufern in der Megamaschine des Opportunismus Aufgaben im Rahmen vorgegebener profitversprechender Interessensgebiete. Aber diese „Wissenschaft“ kennt keine eigentlichen Probleme mehr. Wahre Probleme nämlich und keine Simulation von unerheblichen Fragestellungen gibt es nur für solche philosophischen Menschen, die für und über sich, für die Welt und über sich als ausschlaggebenden Teil derselben und nicht für ein nutzbringendes Götzenbild denken.

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Und so liegt es in der Gemütslage der Philosophen als tiefere Seher globaler Probleme begründet, dass ihnen zugunsten fundierter Lösungsvorschläge agitatorisch-aggressives Auftreten schwerer fällt als den Vertretern profaner Tagespolitik. Johannes Heinrichs, bis 2002 Professor für Sozialökologie an der Humboldt-Universität Berlin, zählt ohne Zweifel zu ihnen. Sein nunmehr wieder erschienenes Buch “Ökologik” von 1997 hat an Aktualität nichts eingebüßt, sondern in erstaunlichem Maße gewonnen.

Damit kommt dieser Neuerscheinung eine große Rolle zu, denn er beschreibt darin die Komplexität des Natur-Begriffs zugunsten einer denkerischen Überwindung der Kluft zwischen akademisch etabliertem Denken und den spirituell-ökologischen Ansätzen der New-Age-Literatur: Die Menschheit ist dazu aufgerufen, sich auf die Kräfte einer ganzheitlichen Vernunft zu besinnen, die sich in Politik und Wirtschaft sozial- und umweltverträglich äußern muss.

Der Autor der Öko-Logik nun erinnert daran, dass eine moderne Gesellschaft nur mit einer Sozialordnung funktioniert, die auf eine derartig wahrheitsorientierte und ethische Denkleistung gegenüber Mensch und Natur vertraut. Damit eröffnet sich die zentrale politische Dimension des Werkes: Die Einrichtung eines „Nachhaltigkeitsrates“ oder „Nationalen Ethikrates“ spricht für Heinrichs von dem Bedarf an Gestaltung von den natürlichen Grundlagen her, wobei die demokratische Legitimation solcher Gremien zweifelhaft bleibe.

Die These des Autors ist hingegen: Das Naturproblem ist ein Gesellschaftsproblem. Genau dafür seien die ökologischen Technokraten – gerade auch innerhalb der profil-los gewordenen Grünen Partei - bisher blind. Sie stehen damit in kausaler Mittäterschaft zu den Umweltschändern oder zu solchen Geld- und Wirtschaftsreformern, die nicht die gesellschaftlichen, demokratischen Voraussetzungen ihrer „edlen“ Bestrebungen genug reflektieren und daraus die nötigen praktischen Folgerungen ziehen.

Es ist hier erfreulich, dass jemand sich die Mühe macht, diese elementaren Zusammenhänge verständlich zu beschreiben. So kommt doch gerade der folgenlose Ersatzcharakter von Ethik unter anderem darin zum Ausdruck, dass von vielen Imperativen (bzgl. Zinssystem des Geldes, Behandlung der Tiere, Verseuchung von Böden, Arbeitslosigkeit) abgelenkt wird durch komplizierte Gedankengänge, die an elementaren Selbstverständlichkeiten vorbeigehen. Sie sind damit selbst ablenkungsideologischer Ausdruck der Trennung des Menschen von der Natur. „Wo das Sollen vorherrscht, herrscht die Entzweiung von Pflicht und Neigung, von Kopf und Herz, von Ich und anderen, von Mensch und Natur“ und nicht zuletzt – so ließe sich fortsetzen - fehlt dann die Erkenntnis, dass Sollen zuvorderst eine Qualifikation subjektiven Wollens ist.

Zur umfassenden Erkenntnis dieser Zusammenhänge sieht Heinrichs das spirituelle Naturerleben als eine „Vor-Einstellung“ für notwendig an. Eine spirituelle, aufs Ganze des Lebens gehende Grundeinstellung müsse jeder entwickeln können. Das Einverständnis mit dem eigenen Leben bedeutet also immer auch das „Einverständnis mit Leben überhaupt.“ Die Frage “Was ist naturgemäß?” ist – so der Autor – nur vor dem Hintergrund des Menschen als Medium der Naturerfahrung zu beantworten. Die Ganzheit von Körper-Seele-Geist betrifft den Menschen als Handelnden: „Nur der integrale und integre Mensch ist zu einer integralen Ökologie fähig!“

Ohne Zweifel: Freiwirtschaft, Humanwirtschaft oder Fairconomy verfolgen das Ziel, diese Perspektive im wirtschaftlichen Bereich zu stärken. Dennoch gehört unabdingbar ein Komplementärbewusstsein jener Ökologischen Spiritualität dazu. Sie ist die Voraussetzung auch dafür, dass die gesellschaftszerstörende Umverteilung des Geldes, die aus Geld ständig mehr Geld macht zugunsten jener, die bereits viel Geld besitzen, weitgehend aufhört. Umweltschonende und gemeinschaftsstärkende Investitionen werden wieder „rentabel“, ethisches Verhalten in der Wirtschaft auch gegenüber der Natur wieder erstrebenswert – wäre doch eine solche Investition in die Natur zugleich eine in den Menschen selbst. Erreichbar aber sind diese Ziele nur, wenn die Tagespolitik, wie es schon Platons Anliegen war, wieder mit offenen Ohren den eigentlichen Philosophen zuhört, welche diese Sichtweise ohne Rücksicht auf je opportune Befindlichkeiten artikulieren.

Drei Elemente nämlich machen diesen geistigen Charakter aus, der gerade aktuelle Probleme in einer Zeit erkennt, wo absolute Lösungen permanent konjunkturell simuliert und nicht mehr strukturell geboten werden: 1. Das Mystische mit der Forderung nach dem Ganzen, 2. Das Systematische mit dem Anspruch der theoretischen Entfaltung von neuen Ansätzen und 3. Das Element des tieferen Wissens als Anspruch auf Ableitbarkeit in die politische, wirtschaftliche und ökologische Praxis hinein. Diesen Prinzipien trägt das Buch von Heinrichs vollends Rechnung und steht damit in längerer geistesgeschichtlicher Tradition in Deutschland. Der geneigte Leser beendet die Lektüre mit dem Eindruck, in der großen Welt unmetaphorisch das Bild des Eigenen, des Inneren zu sehen. Damit beschreitet er bereits den Weg hin zu geistiger Fruchtbarkeit, denkerischer Freiheit, ganzheitlicher Spiritualität und wahrer politischer oder wirtschaftlicher Kultur.

geschrieben am 12.07.2007 | 770 Wörter | 5104 Zeichen

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