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Tage des letzten Schnees


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Tage des letzten Schnees Endlich einmal wieder ein Buch, das mich vollends begeistert hat, und das bei einem Krimi. Es war das erste Mal, dass ich einen Kriminalroman des von Jan Costin Wagner geschaffenen finnischen Ermittlers Kimmo Joentaa gelesen habe, und das war gleich ein Volltreffer. Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, hat in Finnland seine Wahlheimat neben Deutschland gefunden, wurde für seine Romane bereits vielfach ausgezeichnet. Im vorliegenden Roman hat man es gleich mit mehreren Handlungssträngen zu tun, die sich am Ende teils zufällig, teils dank der ermittlerischen Arbeit zusammenfügen. Auf diese Weise bleiben auch keine Fragen offen, was bei modernen Romanen ja eher selten geworden ist. Lediglich ein einziger Punkt wird nicht endgültig aufgeklärt, was aber dem überaus positiven Gesamtbild keinen Schatten hinzufügt. Worum geht es? Der in Turku lebende und ermittelnde Joentaa wird zu einem Verkehrsunfall gerufen, bei dem ein Fahrzeug von der Straße abkam und das darin sitzende Kind getötet wurde. Grund hierfür war ein mit viel zu hoher Geschwindigkeit vorbeirasender PKW. Joentaa kennt den Fahrer des verunfallten Wagens und begleitet ihn und seine Frau fortan bei der Trauerarbeit und betreibt nebenbei die kaum in die Gänge kommenden Ermittlungen zu diesem Fall. Er selbst hat seine Frau vor etlicher Zeit verloren, sodass er diesen Todes- und Trauerfall gut nachempfinden kann. Derzeit lebt er mit einer Frau zusammen, die ihm nur ihren Künstlernamen mitgeteilt hat, sie arbeitet als Prostituierte und wohnt nur sporadisch bei ihm, ebenso sporadisch ist ihr Kontakt. Etwas merkwürdig, aber hinzunehmen. Parallel gibt es einen Handlungsstrang, bei dem ein Investmentbanker bei einem Deal in Belgien eine ungarisch-rumänische Prostituierte kennen lernt, sich in sie verliebt - trotz Frau und Kind zuhause - und für sie in Helsinki eine Wohnung kauft. Er sorgt für sie und trifft sich mit ihr, aber die junge Dame führt ein eigenes Leben und nach kurzer Zeit findet der Banker sie und ihren wohl eigentlichen Freund erschossen in der neuen Wohnung. Er schleift sie in den Park, setzt sie nebeneinander auf eine Bank und reinigt die Wohnung. Die Polizei in Helsinki muss in diesem Fall ermitteln und greift auf Joentaa zurück, weil sich der Fall bis nach Turku ausweitet. Menschen, die ursprünglich keinen Konnex zueinander hatten, werden so miteinander schicksalshaft verbunden, denn der Banker war der Raser, wegen dem das Mädchen starb. Dazu gibt es einen jungen Mann, der in wirren Gedanken von Macht- und Todesphantasien schwafelt und offenbar nach dem Vorbild des Attentäters Breivik einen Anschlag auf ein Musikfestival plant, auch um die Demütigungen seiner Kindheit endgültig auszuradieren. Seine Schwester kommt ihm auf die Schliche und will seine Tat verhindern. Am Ende werden alle Handlungsstränge zusammengeführt und es ergibt sich ein gelungenes, wenngleich überraschendes Gesamtbild. Wagner hat aber noch eine Schlussüberraschung parat, die den Leser - bei entsprechender Veranlagung - durchaus zu Tränen rühren kann. Grandios. Die Sprache des Romans ist wunderbar ausgewogen, variantenreich und fesselnd. Neben den reinen Beschreibungen der Vorgehensweise der Ermittler und der Lebensvorgänge der Beteiligten schafft Wagner poetische Bilder, tiefe Einblicke in psychische Abgründe und beteiligt den Leser an der Ratlosigkeit der Handelnden. Der Tod ist allgegenwärtig, der Umgang damit höchst individuell und ein gnadenloser und nie versiegender Kraftakt. Nichts kann den Verlust eines geliebten Menschen aufwiegen, aber das Leben selbst birgt immer wieder Überraschungen, die zum Weitermachen motivieren. All dies in einen Kriminalroman zu packen, ohne dass es irgendwie kitschig oder anderweitig unlesbar wäre, ist ein Meisterstück.

Endlich einmal wieder ein Buch, das mich vollends begeistert hat, und das bei einem Krimi. Es war das erste Mal, dass ich einen Kriminalroman des von Jan Costin Wagner geschaffenen finnischen Ermittlers Kimmo Joentaa gelesen habe, und das war gleich ein Volltreffer. Jan Costin Wagner, Jahrgang 1972, hat in Finnland seine Wahlheimat neben Deutschland gefunden, wurde für seine Romane bereits vielfach ausgezeichnet. Im vorliegenden Roman hat man es gleich mit mehreren Handlungssträngen zu tun, die sich am Ende teils zufällig, teils dank der ermittlerischen Arbeit zusammenfügen. Auf diese Weise bleiben auch keine Fragen offen, was bei modernen Romanen ja eher selten geworden ist. Lediglich ein einziger Punkt wird nicht endgültig aufgeklärt, was aber dem überaus positiven Gesamtbild keinen Schatten hinzufügt.

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Worum geht es? Der in Turku lebende und ermittelnde Joentaa wird zu einem Verkehrsunfall gerufen, bei dem ein Fahrzeug von der Straße abkam und das darin sitzende Kind getötet wurde. Grund hierfür war ein mit viel zu hoher Geschwindigkeit vorbeirasender PKW. Joentaa kennt den Fahrer des verunfallten Wagens und begleitet ihn und seine Frau fortan bei der Trauerarbeit und betreibt nebenbei die kaum in die Gänge kommenden Ermittlungen zu diesem Fall. Er selbst hat seine Frau vor etlicher Zeit verloren, sodass er diesen Todes- und Trauerfall gut nachempfinden kann. Derzeit lebt er mit einer Frau zusammen, die ihm nur ihren Künstlernamen mitgeteilt hat, sie arbeitet als Prostituierte und wohnt nur sporadisch bei ihm, ebenso sporadisch ist ihr Kontakt. Etwas merkwürdig, aber hinzunehmen. Parallel gibt es einen Handlungsstrang, bei dem ein Investmentbanker bei einem Deal in Belgien eine ungarisch-rumänische Prostituierte kennen lernt, sich in sie verliebt - trotz Frau und Kind zuhause - und für sie in Helsinki eine Wohnung kauft. Er sorgt für sie und trifft sich mit ihr, aber die junge Dame führt ein eigenes Leben und nach kurzer Zeit findet der Banker sie und ihren wohl eigentlichen Freund erschossen in der neuen Wohnung. Er schleift sie in den Park, setzt sie nebeneinander auf eine Bank und reinigt die Wohnung. Die Polizei in Helsinki muss in diesem Fall ermitteln und greift auf Joentaa zurück, weil sich der Fall bis nach Turku ausweitet. Menschen, die ursprünglich keinen Konnex zueinander hatten, werden so miteinander schicksalshaft verbunden, denn der Banker war der Raser, wegen dem das Mädchen starb. Dazu gibt es einen jungen Mann, der in wirren Gedanken von Macht- und Todesphantasien schwafelt und offenbar nach dem Vorbild des Attentäters Breivik einen Anschlag auf ein Musikfestival plant, auch um die Demütigungen seiner Kindheit endgültig auszuradieren. Seine Schwester kommt ihm auf die Schliche und will seine Tat verhindern. Am Ende werden alle Handlungsstränge zusammengeführt und es ergibt sich ein gelungenes, wenngleich überraschendes Gesamtbild. Wagner hat aber noch eine Schlussüberraschung parat, die den Leser - bei entsprechender Veranlagung - durchaus zu Tränen rühren kann. Grandios.

Die Sprache des Romans ist wunderbar ausgewogen, variantenreich und fesselnd. Neben den reinen Beschreibungen der Vorgehensweise der Ermittler und der Lebensvorgänge der Beteiligten schafft Wagner poetische Bilder, tiefe Einblicke in psychische Abgründe und beteiligt den Leser an der Ratlosigkeit der Handelnden. Der Tod ist allgegenwärtig, der Umgang damit höchst individuell und ein gnadenloser und nie versiegender Kraftakt. Nichts kann den Verlust eines geliebten Menschen aufwiegen, aber das Leben selbst birgt immer wieder Überraschungen, die zum Weitermachen motivieren. All dies in einen Kriminalroman zu packen, ohne dass es irgendwie kitschig oder anderweitig unlesbar wäre, ist ein Meisterstück.

geschrieben am 01.02.2014 | 553 Wörter | 3197 Zeichen

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